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Unser Südfrankreich-Experte Stephan über Clos Centeilles

Clos Centeilles, das umfriedete Paradies

 

Ein Markenzeichen des burgundischen Weinbaus sind umfriedete Weinberge, die sogenannten Clos. Mönche hatten die besten Weinberge ihres jeweiligen Klosters zu deren Schutz im Mittelalter eingemauert. Namen wie „Clos de Vougeot“ oder „Clos de Tart“ bringen Weinfreak-Augen auch heute noch zum Leuchten. Im Languedoc findet man Clos eher selten. Aber auch in diesem Fall bestätigen Ausnahmen die Regel.

Fährt man auf der D168 an den Ausläufern der Montagne Noir entlang, kommt man in das Dorf Siran. Hier folgt man den Schildern in Richtung „Notre-Dame de Centeilles“ (Foto). Nach einem kurzen Stresstest für das Automobil steht man dann vor einem kleinen Kirchlein aus dem 13. Jahrhundert. Gleich dahinter liegt, wie ein einladender Teppich aus Reben, der Clos Centeilles.

Ein wahrhaft magisch schöner Ort, an dem die Sinne alle Türen aufmachen. Hier leben und arbeiten Cécile Domergue (Foto) und ihre Mutter Patricia Boyer-Domergue. 

Vom Glück des Quereinsteigens

Patricia und ihr Ehemann Daniel hatten das neun Hektar große Weingut 1990 erworben. Daniel war zuvor Buchhändler in Marseille und Patricia gelernte Önologin. Als Winzer also mehr oder weniger Quereinsteiger. Daniel hatte eine Passion für Pinot Noir und tatsächlich gehörte ein Weinberg zum Weingut, auf dem genau diese für das Languedoc unübliche Rebsorte wuchs. Ein Zeichen? Als Quereinsteiger hat man den Vorteil, die Dinge aus einer anderen Perspektive sehen zu können. Und wahrscheinlich ist genau das der Grund, warum die Weine von Clos Centeilles so einzigartig sind.

Von der Magie vergessener Rebsorten

 

Neben den durch das Regelwerk für die Appellation Minervois vorgeschriebenen Sorten Grenache Noir, Syrah und Mourvédre (aus ihnen werden der „Clos Centeilles Minervois-La Liviniére“ und der „Petit Clos“ erzeugt), gilt das besondere Interesse der Domergues den alten, „vergessenen“ Rebsorten der Region. Patricia hat Sorten in ihren Weinbergen entdeckt, die Namen tragen wie Riveyrenc, Araignan oder Oeillade. Wenn man Mutter und Tochter fragt, warum sie diese „unkommerziellen“ Weinstöcke nicht längst herausgerissen haben, bekommt man zur Antwort, dass diese alten Rebsorten das Terroir besser wiedergeben als die „eingewanderten“ Weinreben.

Vor allem dem Syrah gegenüber hegen beide eine duldsam-höfliche Abneigung. Aus den „anciens Cépages oubliés“ werden ein roter und ein weißer Wein erzeugt. Beide tragen den Namen „C de Centeilles“.  

Von der Qualität heimischer Reben

Der Flagschiff-Tropfen des Weingutes wird allerdings aus Cinsault erzeugt. Der „Capitelle de Centeilles“ und sein kleiner Bruder „Campagne de Centeilles“ sind der perfekte Ausdruck dieser für den Midi typischen Rebsorte. Von manchen als „Pinot des Südens“ bezeichnet, verfügt Cinsault über ähnliche Eigenschaften wie die Burgundertraube: leichtfüßig, nicht übermäßig farbintensiv, aber selbstbewusst auftretend in den Kategorien Eleganz und Aromatik. 

 

Hellrot statt rosé

Eine weitere Besonderheit stellt der Claret „La Part des Anges“ dar. Die Domergue Damen sind nämlich keine Rosé-Freundinnen. Eigensinnig wie sie sind, machen sie lieber diesen leichten, erdbeerigen, hellroten Wein aus Carignan, Riveyrenc Noir und Picpoul Noir. Nicht zu leicht gekühlt läuft dieser Wein beim Grillen oder als Begleitung von Tunfisch oder indischem Essen zur Höchstform auf. Der Lokalstolz gebietet es Cécile natürlich zu bemerken, dass Clarets aus dem Languedoc und nicht etwa aus Bordeaux kommen!

Elegant im Alter

Das nächste Alleinstellungsmerkmal der Clos Centeilles-Weine ist ihre Fähigkeit zu altern. Was für beste Bordeaux-, Burgunder- oder Rhône-Weine selbstverständlich ist, gilt im Languedoc nur bedingt. Neben den Weinen von Mas Daumas Gassac sind die Weine von Clos Centeilles eigentlich die einzigen uns bekannten, von denen man jetzt sorglos und mit reichlich Genuss einen 1990er trinken könnte! Die Weine, die wir von Patricia und Cécile beziehen, sind immer einige Jahre gereift. Vom „Clos Centeilles Minervois La Liviniére“ können wir beispielsweise neben dem Jahrgang 2014 auch den großartigen 2007er anbieten! Es ist ja bald Weihnachten…

Methusalix-Wein?

 

Eine weitere Trumpfkarte im Portfolio von Clos Centeilles sind die 60- bis 100-jährigen Carignan- Rebstöcke. Die ursprünglich aus Spanien stammende Sorte wurde Anfang des vorletzten Jahrhunderts als Massenträger im Midi angepflanzt. Und obwohl zwischen 1989 und 1999 dreiundvierzig Prozent der französischen Carignan-Rebflächen gerodet wurden, können sich heute Winzerinnen wie Mutter und Tochter Domergue glücklich schätzen, diese Methusalix-Trauben zu haben. Bei richtiger Behandlung nämlich wird aus Carignan ein tiefgründiger, dunkelbeeriger und animierend herzhafter Wein! In diesem Fall der „Carignanissime de Centeilles“.

 

Seit 2017 hat Cécile, Patricias und Daniels Tochter, das Ruder im Weingut übernommen.

Gleich zu Anfang hat die junge, energische Frau eigene Akzente gesetzt: Der Weißwein „Mosaique de Centeilles“ und die Petillant Version „Scinthila“ tragen ihre Handschrift. Außerdem reist sie unermüdlich um den Globus, um die Weinfreunde dieser Welt von der Qualität ihrer Weine zu überzeugen. Dennoch kann man die Weine von Clos Centeilles immer noch als Geheimtipp bezeichnen. Zu unserem und eurem Glück. Santé