Ich denke zunächst sollten wir einmal klären, was Gin eigentlich überhaupt ist.
Also, was ist Gin?
Ganz platt könnte man sagen, ist es nicht mehr als ein Wacholderschnaps. Man könnte aber auch genauer werden und schon in die Herkunft des Gins gehen. Diese liegt nämlich gar nicht in England, wo viele der klassischen Gin Typen, Dry Gin und London Dry Gin, herkommen, sondern viel mehr liegt der Ursprung allen Übels bei unseren niederländischen Nachbarn. Die Vaterschaft wird rein historisch betrachtet dem Genever zugeschrieben. Genever lässt sich aus dem niederländischen jeneverbes bzw. dem französischen Wort genièvre oder genévrier ableiten.
Kurz, eben einfach Wacholder…
Eine der ersten Erwähnungen datiert bereits aus dem 16. Jahrhundert, wo der Genever schon gemeinschaftlichen Frohlockungen beiwohnte und auch sonst gesellschaftlich durchaus hohes, berauschendes Ansehen genoss. Großen Einfluss auf dessen Bekanntheitsgrad darf sich vermehrt der niederländische Arzt und Naturwissenschaftler Franciscus de la Boë Sylvius auf die Fahne schreiben. Er war zwar nicht der Erste, der Wacholderbeeren destillierte, aber der Erste, der dies als eingetragener Destillateur tat. Damals wie heute gelten das niederländische Schiedam und das belgische Hasselt als Hochburgen der Geneverproduktion.
Wie wurde aber nun aus Genever Gin?
Der mit mindestens 35% Vol. destillierte Genever wurde, Dank der Kolonialmacht Großbritannien, auf dem Seeweg ins Britische Empire gebracht. Dort angekommen und dank des für den Briten nahezu unaussprechlichen Namen Genever wurde schnell Gin.
Woraus besteht Gin?
Als Basisspirituose, laut Gesetz, dient in der Regel ein Neutralalkohol (Ethylalkohol) meist aus Roggen- oder Gerstenmalz. Dieser muss mindestens 96% Volumen aufweisen, wodurch ein späterer (London-) Dry Gin mindestens 35,5% Vol. (z.B. Bombay Original) und ein Plymouth Gin sogar 41,2% Vol. (z.B. gleichnamiger Plymouth Gin) aufweisen muss. Zusätze wie Zitronenschalen, Anis, Kümmel, Koriander, Orangenzesten, Pfeffer, Blüten und andere Gewürze wurden in den Anfängen dem Destillat meist beigefügt, um den Fuselgeschmack, welcher durch die mangelnden Destillationstechniken bedingt war, zu nehmen. Im späteren Verlauf nutzten die Destillateure mit fortschreitenden Entwicklungen die Aromen der Zusätze natürlich um ihrem Gin die gewisse persönliche Note zu geben. Die Windspiel Manufaktur bedient sich beispielsweise einem Destillat aus Kartoffeln. The Kyoto Distillery arbeitet mit einem Sake ähnlichem Reisdestillat und die Kyrö Distillery Company lebt ihren kräftigeren Roggenbrand.
Wichtig, und das haben alle gemein, es ist nur dann ein Gin und darf sich so nennen, wenn Wacholder dem Brennvorgang beigefügt ist.
Welche Gin-Arten gibt es?
Klassisch wird in 4 Arten unterschieden:
- Dry Gin (trocken & Wacholder betont)
- London Dry Gin (trocken % würzig, ungesüßt, keine Herkunftsbezeichnung)
- Old Tom Gin (gesüßt, ursprüngliche Form des Gins, voller Körper)
- Plymouth Gin (geschützte Herkunftsbezeichnung, leicht gesüßt, vollmundige, erdige Elemente, „Leibgetränk“ der Royal Navy)
Zusätzlich kann man durchaus in einem Atemzug erwähnen:
- Genever (oude = alt, gereift, jonge = jung, frisch, süßlich, aromatisch)
- Sloe Gin (süß, fruchtig, würzig, klassisch eher als Likör zu klassifizieren)
Halten wir bis dahin fest, ein jeder sollte einen Gin finden, der zu seinem ganz persönlichem Geschmacksempfinden passt. Auch hier spielen wieder „Deko“ (Apfelspalte, Zitronenzeste (unbehandelt), Thymian- oder Rosmarinzweig, frisch gemahlener Pfeffer, Himbeeren, getrocknete Erdbeeren und und und) und natürlich ein für Jedermann unterschiedliches Tonic (Gents, Fentimans, Fever Tree, Goldberg, Schweppes, 1724, Windspiel, Thomas Henry, Aqua Monaco, Doctor Polidori uvm.) eine entscheidende Rolle. Aber nahezu als König im Glas ein kräftiger Icecube in Würfel- oder Kugelform. Bitte kein Crushed Ice!!!
Persönliches Highlight!!!
Aktuell liegt mein Fokus und geschmacksempfinden im fernen Osten. Im Land der aufgehenden Sonne. Die Kyoto Distillery mit ihren KI NO BI Gins haben es mir angetan. Ausgehend von einem sehr feinen, charakteristischem Basisgin, dem KI NO BI Kyoto Dry Gin werden alle weiteren Produkte der Destille kreiert. Der Sei, Tea, Sei Navy Strength, Tou und natürlich auch alle Sonderabfüllungen.
Und hier kommen wir zu meinem aktuellen Favorit Gin. Dem KI NO BI Edition K. Die Edition K reift nach der Destillation in gebrauchten Fässern der Kilchoman Distillery aus Schottland. Hierdurch erhält der Gin ebenfalls ein herrlich, fein rauchiges Aroma. Der Rauch erschlägt den Gin keinesfalls, wovon man bei einem so feinen Destillat hätte ausgehen können, sondern er fügt sich weich, aber dennoch im Verlauf kräftiger werdend in die harmonischen Aromen des Gins ein. Zunächst dominieren KI NO BI typische Aromen von Yuzu, Grünem Tea, grüner Bambus, japanische Zypresse und etwas sanshōPfeffer. Dann tritt der Kilchoman Rauch in den Vordergrund. Weich, aber trotzdem wuchtig.
Meine Trinkempfehlung pur, oder im Mischungsverhältnis 2:1, also Gin:Tonic (feines, nicht zu Zitrus dominantes Tonic Water).
Preis 81,99€ leider stark limitiert, aber auch für Whisky-Liebhaber eine alternative.
In dem Sinne: kanpai