In Tuff gemeißelt

Als Mittelalter-Nerd hat mich natürlich gleich die Geschichte über die Herstellung dieses Weins begeistert: Der Most fermentiert nämlich in einem Behältnis, das im 15. Jahrhundert in das Tuffgestein unter der Domaine gehauen wurde!

Dieser Chinon der Domaine de la Noblaie ist eine Masterclass in Sachen Cabernet Franc. Man muss dieser Rebsorte die gebührende Aufmerksamkeit schenken, sonst schmecken die Weine spassbefreit und kantig, zum Beispiel nach unreifer grüner Paprika. Yummy, nicht.

Winzer Jérome Billard hat es aber drauf, einerseits die kühle Stilistik der Sorte zu bewahren und ihr andererseits eine finessenreiche Fülle zu entlocken. Vielleicht liegt es neben dem Tuffbecken auch an den 70-jährigen Reben, qui sait?

Der „Pierre de Tuf“ begeistert mich mit seiner Cab Franc typischen Kräuterwürzigkeit, den Noten von Süßholz und der tiefen Waldbeerenfrucht.

Santé!

Mein momentaner Lieblingswein?

Diese Frage ist angesichts tausender verschiedener Weine im Handel und den circa zweitausend Weinen, die wir im Weinhaus anbieten, nicht gerade leicht zu beantworten. Aber nichts ist unmöglich.

Ich bin vor ein paar Wochen aus dem Frankreich Urlaub zurückgekehrt und habe dort meine alte Liebe neu entfacht: Syrah von der nördlichen Rhône. Hier zwischen Ampuis und Cornas hat diese Sorte seit wahrscheinlich zweitausend Jahren ihre Heimat und von hier kommen auch die besten Exemplare. Dazu gehört der Saint-Joseph „Pierres Séches“ („getrocknete Steine“) von den Caves Yves Cuilleron.

Die Appellation Saint-Joseph verdankt ihren Namen nicht einem Dorf, sondern einem alten Weinberg, der sich ursprünglich von der Stadt Tournon bis zum Dörfchen Mauves erstreckt hat. Aber ich schweife ab…

Welche Trümpfe hat dieser Wein im Ärmel? Für mich jede Menge. Ich mag keine fetten Alkohol- und Extraktbomben. Der Saint-Joseph hat Kraft auch ohne Anabolika im Bizeps! Beim Öffnen der Flasche erwischt mich ein leicht stallmäßiger „Duft“, der kurioserweise animierend wirkt und nach und nach verfliegt. In der Nase dann ein brombeeriges und würziges Aroma, in dem aber auch Veilchen ihren Platz haben.

Der erste Schluck - Pfeffer, blutiges Fleisch, Cassis und wieder dunkle Beeren. Herrlich.
Und jetzt tapfer sein: Eine präsente Säure hält hier alles zusammen! In Anlehnung an meine Kollegin Dagmar: Säure und Wein, das muss sein.

Jetzt fehlt nur noch ein von unserem Kollegen und Meisterkoch Christoph zubereitetes Wildschweinragout.

Santé!